Donnerstag 13. August 2015
- Äußerst gutes Klima beim Besuch der Wirtschaftsministerin in Neuwied - Quelle: Rhein-Zeitung, Neuwied vom Donnerstag, 13. August 2015


Rhein-Zeitung: Von unserem Redakteur Ulf SteffenfausewehNeuwied. Vor 30 Jahre waren Feuerverzinker reine Drecksklitschen. So deutlich drückt es jedenfalls Alexander Hofmann aus, und der 53-Jährige war damals schon in der elterlichen Wiegel GmbH & Co. KG beschäftigt. Heute ist er deren Chef und kann mit seinem vor zwei Jahren eröffneten Neuwieder Werk beeindrucken – nicht nur die anfangs kritischen Nachbarn, sondern auch die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin – und die ist ja bekanntlich von den Grünen.„Wir haben insgesamt gewaltige Investitionen in den Umweltschutz gesteckt und uns auf diesem Wege modernisiert. Bald werden wir nur noch neue Anlagen haben“, sagt der Gesellschafter eines Unternehmens mit 33 Werken und rund 1600 Mitarbeitern zufrieden. Als Beispiel fügt er an, dass Wiegel vor knapp 30 Jahren noch zwei Drittel seiner eingesetzten Betriebsmedien anschließend zur Sonderdeponie gefahren hat. „Heute liegen wir unter 1 Prozent“, freut er sich und betont, dass sich diese Umweltinitiativen wirtschaftlich auszahlen. „Wenn wir noch mit solchen Kosten produzieren würden wie früher, würden wir kein Geld mehr verdienen“, weiß er. So jedoch macht er sich trotz chinesischer Konkurrenz wenig Sorgen um die Zukunft der Firma. Worte, die Wirtschaftsministerin Eveline Lemke bei ihrem Besuch in Neuwied natürlich freuen. „Wirtschaftlich zu produzieren und nachhaltig zu handeln, ist hier kein Widerspruch“, betont sie und lobt Wiegel als „absolutes Vorzeige-Industrieunternehmen“.Dass das Klima zwischen Unternehmer und Ministerin, die sich schon von einem Treffen der Initiative „Metalle pro Klima“ her kennen, passt, liegt an diesem Tag folglich weniger daran, dass der Franke Hofmann – Stammsitz des Unternehmens ist Nürnberg – in einem Nebensatz „den Drehofer“ kritisiert und Lemke als „Energiebündel“ schmeichelt. Es geht vor allem um die konkreten Auswirkungen, die in Neuwied auch angeschaut werden können: So sind die Becken mit den verschiedenen Chemikalien für den Verzinkungsprozess in einem abgeschlossenen Raum. Nur wenn man den Kopf durchs Fenster steckt, kann man noch riechen, wonach es früher in der kompletten Verzinkerei stank. Ein anderes Beispiel ist die selbst entwickelte intelligente Ofensteuerung, die den Gasverbrauch um 16 Prozent verringert. Auch die Isolierung der Öfen spielt eine Rolle. Der größte Teil der dort produzierten Wärme wird bei Wiegel in Neuwied zurückgewonnen – und sei es zum Heizen der Büroräume. „Irgendwas geht immer. Das macht ja auch Spaß und treibt an“, sagt Hofmann mit einem Grinsen. Und Lemke gibt erfreut zurück, dass eben „diese Leidenschaft für etwas, das erst einmal unsexy und langweilig erscheint, Bände spricht“.Beim Wiegel-Besuch der Ministerin geht es aber nicht nur um die Umweltschutzinnovationen der Firma. Auch eine Abordnung der Industrie- und Handelskammer ist dabei, der Hofmann „für eine wirklich hervorragende Zusammenarbeit“ dankt. Denn weil Feuerverzinker kein staatlicher Ausbildungsberuf ist und Wiegel häufig ungelernte Arbeiter selbst fortbildet, hat die Kammer einen eigenen privatwirtschaftlichen Zertifizierungslehrgang „Fachkraft Feuerverzinker IHK“ entwickelt, um dem Unternehmen zu helfen, qualifiziertes Personal zu bekommen. Derzeit läuft bereits der dritte Kurs. „Das ist schon etwas Besonderes, was es nur bei der Firma Wiegel und sonst in Deutschland nicht gibt“, berichtet Dr. Sabine Dyas, die Geschäftsführerin der IHK-Akademie, nicht ohne anzufügen, dass der Lehrgang natürlich anderen Firmen der Branche offensteht.